KARIBIK NOVEMBER 1999

             Ein Bericht von Klaus Sila
             Für´s Internet gekürzt von Heini Konrad

             TEILNEHMER:

             KONRAD Heinrich, 40 J. Initiator, Organisator, Skipper und Oberbefehlshaber
             KERBER Arthur: 61 J. Graue Eminenz und Wachführer
             SILA Klaus: 41 J Mitinitiator, Wachführer und Segler
             LEBERNEGG Dieter: 30 J. Mitinitiator Koch und Finanzminister
             KASTEN Mario: 30 J. Wachführer und Landausflüge
             RITSCHER Roman. 34 J. Mitsegler
             KATZLBERGER Christof: 41 J. Wachführer und ärztliche Betreuung
             MEINHART Stephan: 40 J. Mitsegler, Übersetzer und ärztliche Betreuung
             GREIMANN Fritz: 28 J. Mitsegler
             GREIMANN Tobias: 30.J. Mitsegler

             Der sog. Tropenkoller, der sich in sinnlosen Wutausbrüchen, gesteigerter Erregbarkeit und unkontrollierten Handlungen
             von bis vor kurzem noch ganz normalen Europäern äußert, ist die Folge der ungemeinen Reizarmut des tropischen
             Tieflandsklima. Es dürfte also gut möglich sein, daß mancher Freundeskrach "geopsychisch" bedingt ist, sich also
             auf geographische Ursachen zurückführen lässt.

             Vor ca. 2 Jahren trat Heini mit der Idee einen Segeltörn in die Karibik zu starten an Didi und mich heran.
             Nach vielen gemeinsamen Abenden, Gesprächen und Besuchen von Messen nahm unser Plan konkrete Formen an.
             Wir charterten auf gut Glück einen Katamaran vom Typ Bahia 46 und hofften eine passende Crew zu finden.
             Als Mario und Ritschie zu uns stießen, war die Suppe zum Großteil schon gegessen.
             Mit Christoph und Stephan kamen auch noch zwei Mediziner zu uns.
             Mit Fritzi und seinem Cousin Tobias waren wir schon fast voll.
             Mit Arthur als Senior und zehnten Mann waren wir endgültig komplett.
             Nach x Treffen, einem nochmaligen Besuch der Interboot in Friedrichshafen war alles unter Dach und Fach.
             Nun beginnt der eigentliche Urlaubsbericht:

             04.11.
             Um 0315 starteten wir mit dem Taxi nach München. Da wir ca. 60 kg Übergepäck hatten, mußten wir gleich mal 460 DM
             berappen. Zur Mittagszeit häuften sich die kleineren Probleme zu einem Vulkan: In Paris entdeckte ein Zöllner das
             mein Reisepass im Oktober abgelaufen ist. Gott sei Dank durfte ich auf eigenes Risiko doch mitfliegen. Nach der
             Ankunft um 1815 in Martinique fuhren wir mit 2 Kleinbusen nach Le Marin wo wir nach einem gemeinsamen Abendessen
             und Kofferauspacken müde in die Kojen fielen.

            

Abends vor der Abfahrt in Le Marin - Martinique


             05.11.
             Um 0600 war die gesamte Crew munter. Nach gemeinsamen Frühstück ging ein Teil zum Einkaufen, der Rest übernahm das Boot.
             Als Heini die Ausklarierung vorgenommen hatte – ich war als U-Boot mit dabei – ging es endlich los. Mit Motor fuhren wir
             nach St. Anne, wo wir unseren 20 Jahre alten Außenbordmotor von unserem Dingi zum 1. mal aktivierten.

            

Unsere 2 Surfbretter werden zusammengebaut


             06.11.
             Vormittags wurde nach dem Frühstück der Rest eingekauft. Der Großteil der Crew war mit angeln, faulenzen und aktivieren
             der Surfbretter beschäftigt. Nach mißlungenen Surfversuchen liefen wir unter Motor aus, um gleich danach Segel zu setzen.
             Als wir eine Winschkurbel versenkt hatten (die uns von der Basis mit dem Motorboot nachgeliefert wurde) fuhren wir zurück
             nach Ste. Anne, wo Didi uns aus seiner Hexenküche verwöhnte. Anschließend ging es ans eingemachte: Unser erster großer
             Schlag, die Nachtfahrt nach Bequia. Nach anfänglichen Schwierigkeiten lernten wir die 1. der 4 Düsen und die lange
             Atlantikdünung kennen. Laut Ritschi der für mich der Held der Nacht war (ca. 1 Stunde Steuermann) die TURBOWASCHSCHLEUDER.

             07.11.
             Am Morgen – immer noch unterwegs – versuchte sich Fritzi als Hochseeangler, aber der Erfolg blieb aus. Nach tollem Segeln
             am Wind legten wir um ca. 1000 in der Admiralty Bay an. Nach dem Einklarieren - Erkundigung der Ortschaft.
             Am Abend außer Mario Kampftrinken in der Frangibanibar. Mario mußte uns mit dem zweiten Dingi abholen, da wiedermal
             der Splint (Sollbruchstelle) gebrochen ist. Nach einem allerletzten Gutenachtschluck endgültig Ruhe.

            

Erstmals in der Frangibani-Bar - wir waren nicht die letzten


             08.11.
             Nach einem geruhsamen Vormittag teilten wir uns. Indessen Arthur und Fritzi in die Friendship Bay wanderten,
             überstellten wir die RedskinII in einem wunderschönen Segelschlag ebenfalls in die Friendship Bay. Danach gemütliches
             Beisammensein und anschließender Crewbesprechung und darauffolgendem Topmenü.

             09.11.
             Heute besserten Heini, Mario und Fritzi ihre Tauchkenntnisse auf, während wir es uns am Strand gut gehen ließen.
             Nach dem Abendessen an Bord alle hundemüde und frühe Bettruhe.

             10.11.
             Mario, Heini und Fritzi fuhren zum Wracktauchen und wir mit dem Taxi nach Port Elisabeth zum einkaufen.
             Um 1400 legten wir ab und umrundeten Mustique. Nach dem Anlegen in der Grand Bay ging es auf einige Biere in
             Basil`s Bar. Zurück auf dem Schiff verwöhnte uns Didi mit einem Superabendessen. Danach gingen einige an Land,
             der Rest der Crew blieb an Bord. Die letzten Heimkehrer strandeten um 0500.

             11.11.
             Heute war Faschingsbeginn. Nachdem beim Frühstückskochen unser Gas fertig war, versiegte auch unser Süßwasser.
             Nach kurzer Beratung beschlossen wir, dieser schönen aber auch teuren Insel den Rücken zu zeigen (da wir morgens von
             Fischern um 70 US§ acht lebende Langusten abkauften, mußten wir für 2 Säcke Eis zum frischhalten 20 US§ berappen).
             Um 2000 legten wir zu unserem 2. Nachtschlag nach Grenada ab.

             12.11.
             Nach ruhiger und angenehmer Nachtfahrt liefen wir um 0900 in St. George`s Lagoon Marina ein. Nachdem wir Wasser und
             Diesel gebunkert haben, und alle wieder frisch gewaschen und geputzt unser Frühstück eingenommen hatten, wieder
             allgemeines ausschwärmen in alle Richtungen. Billigster Ort in der Karibik bisher. Fritzi und Mario besorgen sich
             2 Mofas und wir verbummeln den Tag. Am Abend unverschämt gutes Langustenessen an Bord. Anschließend nochmaliger
             kurzer Landgang und baldige Nachtruhe.

            

Friedlich liegen wir in St. George´s Lagoon Marina


             13.11.
             Bis am Nachmittag hatten wir alle Hände voll zu tun mit einkaufen und einladen. Danach abholen von Christoph und Stephan
             vom Airport mit anschließendem Begrüßungstrunk.

            

Wir bunkern in der Mittagshitze in Grenada


             14.11.
             Heute vormittag kam auch Tobias als letzter an Bord. Am Nachmittag machten wir eine Inselrundfahrt mit Besichtigung
             und teilweisem baden im Wasserfall "The Royal Falls". Am Abend lud Heini zum Käptens-Dinner bei Patrick
             ( einem skurill-üppig-köstlichen Essen in karibian home style).

            

Wir sind endlich vollzählig - jetzt gehts bald nordwärts


             15.11.
             Nach dem gemeinsamen Frühstück tätigten wir die letzten Einkäufe, Heini erledigte die Zollformalitäten und um 1200
             hieß es Abschied nehmen von St. George`s. Unter Motor schipperten wir die Westküste Grenadas hoch und um 1500
             ankerten wir vor Sandy Island. Alle stürzten sich in die Fluten, ein Beiboot wurde zu Wasser gebracht und auf den
             Sandstrand übergesetzt. An Land dieser schönen Palmeninsel herrschte eine große Mücken und Quallenplage, womit unsere
             Grillparty am Abend ins Wasser fiel. Nach einem Alarmstart bei dem wir die Ankerrollhalterung ausrissen, fuhren wir
             unter Maschine und Segel nach Hillsborough, wo wir bei völliger Dunkelheit um 2000 auf Mooring gingen.

             16.11.
             Nach dem Frühstück und etlichen Funkgesprächen liefen wir um 0945 nach Petit Martinique aus um unseren Schaden
             reparieren zu lassen. Nachdem wir um 1130 auf Mooring gingen, der einheimische Bootsbauer sich an eine
             4-Stunden-Reparatur machte und der Rest schwimmen ging, absolvierten Christoph und Mario ihre ersten Surffahrten.
             Am Abend gab es ein köstliches 3-Gang-Menü von Didi, das uns alle satt und müde machte.

            

"Cosmos" von Clement Brothers repariert in nur 4 Stunden unsere Ankerhalterung in Petit Martinique


             17.11.
             Nach dem Ablegen um 0645 motorten wir ca. 1 Stunde nach Clifton, wo wir einen katastrophalen Anleger am Wassersteg
             fuhren (eine Mooring zerstört US§ 20). Beim einklarieren mußten wir 20 US§ (Spende für den Polizeiball) für meinen
             abgelaufen Reisepass bezahlen. Nach einem ebenso spektakulären Ableger (Didi ging baden) unter Motor, fuhren wir bei
             riesigen Wellen (einerseits durch Wind aus Südost und Ausläufer von Hurrican Lennie aus Norden) durch die Riff`s.
             Da das anlaufen der Tobago Cays nicht ratsam war, fuhren wir in die geschützte Friendship Bay. Mit den Ausläufern
             des Sturmes kämpften wir uns bis 1430 durch, wo wir die letzte zum Land hin gelegene Mooring ergattern.
             Da ein Teil von uns einen Schnupperkurs im Tauchen machen wollte, und das Wetter sowieso gegen uns war, blieben wir
             in dieser geschützten Bucht. Bei Gewitter nahmen wir unser Abendessen an Bord ein und gingen früh zu Bett.

             18.11.
             Nach dem Frühstück ging ein Teil zum Tauchen und wir fuhren mit dem Taxi nach Port Elisabeth, wo wir die Schäden
             des Hurricans besichtigten. Der Ort war einen guten halben Meter mit Sand überspühlt, Brecher donnerten immer noch
             herein und Boote lagen mitten auf der Straße. Das Abendessen gab es an Bord und wieder gingen alle früh schlafen.

            

Stefan und Arthur kommen gerade vom Tauch-Check


             19.11.
             Heute Vormittag gingen 7 der Crew zum Tauchen. Um 1330 war es soweit, daß wir nach Mustique zum baden ablegten.
             Da die Insel nach Westen hin offen ist, war kein ruhiger Platz zu ergattern. Einige wollten einen Schlag in den
             Atlantik wagen und so passierten wir Mustique, Bequaia und St. Vincent im Osten, um durch die St. Vincent-Passage in
             die Karibik zu wechseln und Rodney Bay zu erreichen. Die Nacht war schon angebrochen und mit ihr lernten wir auch
             die Ausläufer von Lennie kennen.

            

Die blöde violette Wolke rechts unten hat uns voll erwischt


             20.11.
             Mit Spitzen bis zu 49 Kn. (ca. 91 km/h) und Wellen von 4 –5 m brauste er aus Süd-Süd-West auf uns ein. Nach dieser
             feuchten – und nicht für alle angenehmen – Nacht machten wir um 0630 in der Marina fest. Nach unserer schwersten
             Nachtfahrt und einer exakten Zieleinfahrt in die schützende Marina ist der heutige Tag jedem selbst überlassen.
             Es wird viel diskutiert, noch mehr getrunken und jeder ist froh, die Nacht heil überstanden zu haben.

             21.11.
             Der heutige Tag wird ganz dem Faulenzen gewidmet, womit ich nichts weiter zu berichten habe.

             22.11.
             Heute ging es nach einem gemeinsamen Frühstück auf eine Inselrundfahrt, bei der wir einige schöne Eindrücke von
             der Insel gewannen. Nach dem Abendessen gingen wir wieder alle unsere Wege, um uns zum Schluß doch noch auf
             einen Schlummertrunk zu treffen.

             23.11.
             Heute hieß es endgültig Abschiednehmen von St. Lucia. Um 1200 ging es nach einem fehlerfreien Ableger und großer
             Flaggenparade durch die schmale Marinaeinfahrt auf`s offene Meer und Richtung Norden. Nach einem kurzen Abstecher
             nach Ste. Anne, das stark vom Hurrican zerstört und fast nicht wieder zu erkennen war, ging es endgültig nach
             Le Marin. Heini fuhr einen astreinen Anleger und ging dann unfreiwillig baden. Danach feierte die Crew und alle
             waren froh, gesund wieder im Heimathafen angekommen zu sein.

             24.11.
             Heute war ein richtiger "Hafentag". Mario, Tobi und Fritzi fuhren nach Fort de France. Heini, Christoph und Stephan
             waren mit dem Kat in einer Bucht zum Baden. Didi, Ritschi und Arthur suchten einen Strand und ich ein Geschäft,
             wo ich Souvenirs kaufen wollte. Am Abend fuhren alle außer mir nach Fort de France zum Essen.

             25.11.
             Heute starteten wir – ohne Mario und Fritzi – zu einer Rundfahrt auf Martinique. Zuerst ging es nach Anse Diamonde
             zum Baden an einen wunderschönen Sandstrand. Nach einem Besuch bei Mc Donalds in Fort de France fuhren wir nach
             Ste. Pierre, dem Pompej der Karibik. Nachdem wir Christoph an einem vom Sturm stark ramponierten Strand absetzten,
             und Tobias seine eigene Wege ging, fuhren wir auf Mont Pelee. Auf ca. 850 m Seehöhe erreichten wir das Ende
             der Straße. Auf der Terrasse eines kleinen Lokales genossen wir nach fast 3 Wochen zum ersten mal kühle, klare Luft.
             Als wir um ca. 2000 unser Boot erreichten, und ein ausgezeichnetes Brathendl verspeisten, ging wieder jeder
             seines Weges.

             26.11.
             Heute war unser Abreisetag. Nach einiger Hektik ging es endlich los zum Flughafen. Nach der Prozedur des Eincheckens
             fuhren noch einige an den Strand, während Didi, Ritschi und ich uns Fort de France ansahen. Um 1700 waren wieder
             alle am Flughafen, und die ewige Warterei begann. Damit nicht genug, mußten wir auch noch die letzten Francs und
             Dollar zusammenkratzen um uns das eine oder andere Bier zu gönnen.

            

Nach einem letzten Schwimmen in der Grand Anse Bay gehts leider entgültig Richtung Heimat


             27.11.
             Nach einem ereignislosen Flug nach Paris verabschiedeten wir uns von Tobias und Fritzi um die letzte Etappe nach
             München anzutreten. Dort trennten sich unsere Wege und alle setzten zum Heimspurt an. Es war eine schöne Zeit aber
             leider ist sie jetzt zu Ende.
            

             www.konradsailing.com